Dieter Hörnschemeyer zur Elly-Heuss-Begegnungsstätte

Nicht nur die Fenster sind renovierungsbedürftig. Grünen-Fraktionschef Dieter Hörnschemeyer sieht in der Elly-Heuss-Begegnungstätte in Bürern aber grundsätzlich das Potenzial für einen lebendigen Dorftreffpunkt für alle Lotter Bürger. Foto: Angelika HitzkeNicht nur die Fenster sind renovierungsbedürftig. Grünen-Fraktionschef Dieter Hörnschemeyer sieht in der Elly-Heuss-Begegnungstätte in Bürern aber grundsätzlich das Potenzial für einen lebendigen Dorftreffpunkt für alle Lotter Bürger. Foto: Angelika Hitzke

Lotte. Die Familien- und Erziehungsberatung des Diakonischen Werkes will lieber in den Kitas belieben als die Elly-Heuss-Begegnungsstätte in Büren zu nutzen. Auch die Schuldnerberatung nuzt die Räume nicht, weil es ihr an Personal fehlt. Das teilte die Verwaltung in der jüngsten Sozialausschusssitzung mit. Die Grünen hatten beantragt, bei den entsprechenden Einrichtungen anzufragen, ob sie ihre Beratungsangebote dort machen würden. Haben sich die Grünen zusammen mit CDU und FDP also ganz umsonst mit SPD und Awo angelegt, als sie vor einem Jahr die Umwandlung von der Awo-Tagesstätte in die Elly-Heuss-Begegnungsstätte durchsetzten? Dazu äußert sich Grünen-Fraktionschef Dieter Hörnschemeyer.

Herr Hörnschemeyer, halten Sie den mit der Jamaika-Mehrheit gefassten Ratsbeschluss, aus der Awo-Tagesstätte eine allgemeine Begegnungsstätte zu machen, nach wie vor für uneingeschränkt richtig?
Dazu kann ich ein ganz klares Ja sagen, denn die Nutzung durch die Awo findet wie bisher statt und es gibt zusätzliche Nutzung, auch wenn das noch nicht in dem Umfang geschieht wie wir uns das wünschen. Aber die Möglichkeit besteht. Ich bin der Meinung, man braucht auch ein wenig Geduld. Das muss wachsen.
Was hat sich nach Ihrer Einschätzung denn verbessert?

Überrascht es Sie, dass die Räume nicht in dem Maße wie erhofft für Sprachkurse oder Beratungsstunden genutzt werden? Hat man da den Bedarf falsch eingeschätzt?
Erst einmal muss man natürlich sehen, dass das Gebäude im Moment nicht so einladend ist, weil es wie eine leer geräumte Wohnung abgewohnt wirkt. Es wird oder wurde zumindest ja auch von Frau Glüder für ihre Sprachkurse mit Flüchtlingen genutzt. Was man auch sehen muss, ist, dass Verwaltung und Bürgermeister kein Interesse daran haben, dass das Projekt ein Erfolg wird. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass auf der Homepage der Gemeinde die Benutzungsordnung erst veröffentlicht wurde, nachdem wir das mehrfach angemahnt haben. In der Benutzungsordnung steht, dass der Belegungskalender öffentlich einsehbar ist. Den Kalender suchen Sie da bis heute vergeblich. Und: Schon vor zwei Jahren gab es einen Ratsbeschluss, den Mietvertrag mit der Awo zu kündigen. Statt den Ratsbeschluss auszuführen, hat der Bürgermeister das so lange rausgezögert, bis die Kündigungsfrist verstrichen war und man ein weiteres Jahr warten musste. Letztes Jahr war es das Gleiche. Das zeigt, er steht nicht dahinter. Deswegen ist es schwer, das zum Erfolg zu führen. Was die Beratungsangebote betrifft: Ich kann verstehen, wenn die Schuldnerberatung personelle Probleme anführt. Das ist tatsächlich so. Nicht nachvollziehen kann ich das Argument, dass Schuldner sich in der Elly-Heuss-Begegnungsstätte auf dem Präsentierteller fühlen würden. Das ist bei Beratungsstunden im Kindergarten auch nicht anonymer. Und dass Familienberatung in den Kitas besser aufgehoben ist als in dem zentralen Gebäude für Büren, gilt allenfalls für Kinder bis sechs Jahre. Zudem hat gerade der Bürener Regebogenkindergraten ja unter räumlicher Enge zu leiden. Und Erziehungsberatung brauchen auch Eltern von Schulkindern oder Jugendlichen. Warum sollte das nicht in der Elly-Heuss-Begegnungsstätte stattfinden?
Nach Auskunft von Hausmeisterin Renate Pohlmann wurden die Räume von Februar bis jetzt etwa zehn Mal für private Feiern gebucht. Bei der Gastronomie in Büren und Wersen stößt das nicht gerade auf Begeisterung. Wie sehen Sie das?
Interessant! Borchelt hat ja im Ausschuss mitgeteilt, es seien nur drei private Feiern gewesen. Mir ist egal, ob es drei oder zehn waren – sie zeigen jedenfalls, es hat sich gelohnt. Wir wollen das ja wie ein Dorfgemeinschaftshaus genutzt sehen, wo man Veranstaltungen für Vereine, aber auch für Lotter Familien günstig durchführen und fest planen kann. Da geht es ja auch um Geld, wenn man einen runden Geburtstag oder eine Konfirmation feiern will und die eigene Wohnung dafür zu klein ist. Die gehen dann nicht in die Gaststätte, würden sich aber ein vielleicht ein Buffet liefern lassen. Das Beispiel Haus Hehwerth zeigt ja, dass es den Umsatz im Catering steigert, wenn sich die Gastronomie darauf einstellt.
Da die Awo keine Beiträge mehr zahlt, bleiben alle laufenden Kosten einschließlich Hausmeistertätigkeit an der Gemeinde hängen. Sehen Sie da Kompensationsmöglichkeiten?
Ich glaube, allen war klar, dass das nicht zum Nulltarif zu haben ist. Wenn es ein Dorfgemeinschaftshaus sein soll für alle, dann kostet das eben Geld. Durch Vermietung an auswärtige Vereine oder für Privatfeiern werden zwar auch Einnahmen generiert, aber die sind natürlich nicht kostendeckend.
Was muss Ihrer Meinung nach geschehen, damit noch mehr Vereine und Bürger die Räume nutzen?
Das Gebäude ist funktional und technisch auf dem Stand der 60er Jahre. Der Saal muss renoviert werden, die Toiletten sind nicht behindertengerecht, die energetische Ertüchtigung ist dringend erforderlich, die alten Fenster müssen ausgetauscht werden, das ganze Erscheinungsbild muss sich verbessern. Da gibt es aber sicher auch einen Konsens im Rat. Das wird auch Geld kosten. Die Elly-Heuss-Begegnungsstätte wird aber auch eine Option für Flüchtlinge sein. Von daher ist man da jetzt noch nicht so weit. Die entscheidende Frage ist, wollen wir, dass dort etwas stattfindet, und werden wir da aktiv? Ich glaube, das ist nicht gewollt. Dabei sind das hier mitten in Büren eigentlich super Räume, die für alle möglichen Dinge zu nutzen wären.
Es ging also nicht darum, die Vorherrschaft der SPD-nahen Awo in der Elly-Heuss-Begegnungsstätte zu brechen?
Das ist natürlich nicht der Fall! Das sieht man ja auch schon daran, dass die Awo alle ihre Möglichkeiten behalten hat. Porzellan haben nicht wir zerschlagen. Das ist nichts, was ich politisch wollte, auch die Grünen nicht. Und ich denke, ich kann da auch für die anderen Fraktionen sprechen. Uns ging es um die Sache. Wenn wir die Awo deutlich schlechter gestellt hätten als vorher, könnte ich den Vorwurf ja verstehen. Aber das Gegenteil ist richtig: Die Awo ist finanziell entlastet worden und kann alle Räume, auch das Büro, nutzen wie bisher.
Quelle: http://www.noz.de/lokales/lotte/artikel/645894/dieter-hornschemeyer-zur-elly-heuss-begegnungsstatte